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Anna wurde wieder ein wenig rot.
Wer weiß, was Liv alles ausplaudert, dachte sie.
Liv neigte dazu, die Dinge ein wenig auszuschmücken. Und das musste Anna
um jeden Preis verhindern. Zum Glück kam Ruth und ersparte ihr jede
Peinlichkeit.
»Guten Tag. Haben Sie reserviert?«, erkundigte sich Ruth und lächelte dem
Neuankömmling freundlich zu.
»Nein, sie ist nur & «, wollte Anna sagen, doch Liv brachte sie zum
Schweigen.
»Natürlich!«, rief Liv. »Auf den Namen Marie-Ann Sonntag.« Sie schob sich
die Kapuze vom Kopf, unter der ihre mühsam gebändigten dunkelblonden
Locken zum Vorschein kamen, und streckte Ruth eine Kreditkarte entgegen.
»Marie-Ann?«, wiederholte Anna.
»Kennt ihr euch etwa?«, fragte Ruth.
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»Kennen? Ich? Wie kommen Sie denn darauf?«, beeilte sich Liv zu sagen.
»Ich habe dieses äußerst hilfsbereite und freundliche Mädchen noch nie gese-
hen. Leider! Jedes Hotel sollte so eine Anna, äh, eine so tolle Mitarbeiterin
haben!«
Tom stand sprachlos daneben. Diese Liv war eine Naturgewalt. Sie wirbelte
durch die Halle wie ein Orkan und redete wie ein Wasserfall. Selbst Anna
schien überrumpelt vom Überraschungsbesuch ihrer Freundin.
»Marie-Ann Sonntag«, notierte Ruth und gab Liv die Kreditkarte zurück.
»Genau«, bestätigte das Mädchen. »Wie auf der Kreditkarte.« »Herzlich
willkommen«, verkündete Ruth. »Zimmer Nummer 15. Anna bringt Sie hin.«
Anna verstand zwar nicht, was Liv vorhatte, wollte aber auch keine Spielver-
derberin sein. Darum nahm sie den Schlüssel, den Ruth ihr reichte, und sagte:
»Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Frau & äh & Sonntag.«
»Wow! Höflich! Zuvorkommend! Kompetent!«, rief Liv und schaute Anna
hinterher, die das Gepäck nahm und am Treppenaufgang wartete. »Ihr Chef
hat einen sehr guten Blick fürs Personal«, meinte Liv zu Ruth. Sie beugte
sich über die Theke und raunte ihr mit einem Seitenblick auf Tom zu: »Also,
zumindest fürs weibliche & « Dann folgte sie dem höflichen, zuvorkom-
menden und kompetenten Zimmermädchen nach oben.
Nachdem Anna die Tür von Zimmer 15 geschlossen hatte, fielen sich die
beiden Freundinnen noch einmal in die Arme.
»Jetzt mal im Ernst. Was machst du hier?«, wollte Anna wissen.
»Gestatten, Liv, Jobvermittlung«, antwortete Liv und malte mit den Fingern
das Ladenschild ihrer imaginären Agentur in die Luft. »Anna, ich werde dich
so in den Himmel loben, dass die auf Knien rutschen, damit du bleiben
kannst.«
Anna zögerte. »Das ist total lieb, aber & «
»Mach dir keine Sorgen!«, rief Liv und warf sich aufs Bett. »Die ganze Ak-
tion kostet mich null Cent! Du kannst dich bei meiner unordentlichen Mama
bedanken!« Dabei wedelte sie mit der Kreditkarte herum und setzte ihre
Sonnenbrille auf, deren Gläser herzförmig waren.
»Das meine ich nicht«, erklärte Anna. »Es ist & wegen Tom.«
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Liv sprang vom Bett auf, schob die Sonnenbrille auf dem Nasenrücken nach
unten und warf ihrer Freundin einen vielsagenden Blick über den Brillenrand
zu.
Anna ging nicht darauf ein. »Schummeln wäre einfach nicht fair«, stellte sie
klar.
»Die gute Nachricht ist: Du musst gar nicht schummeln!« Liv deutete mit
beiden Zeigefingern auf sich selbst. »Dafür hat man eine Freundin!« Dann
packte sie Anna an den Schultern, drehte sie um und bugsierte sie Richtung
Tür. »Jetzt mach dir mal keine Sorgen«, sagte Liv und öffnete die Tür. »Ich
hab den Megaplan!« Mit diesen Worten schob sie Anna auf den Gang und
machte die Tür zu.
»Na, wie geht es Ihrer Hoheit?«, fragte Tom am nächsten Morgen beim
Frühstück.
»Sie hat schlechte Laune«, meinte Anna. »Der Regen kräuselt ihre Haare.«
Lenny musste so laut lachen, dass er sich fast an seinem Himbeermarme-
ladenbrötchen verschluckte.
»Was habt ihr nur alle?«, wollte Flo wissen. »Ich finde sie bezaubernd.«
»Vielleicht solltest du sie mal mit deinem Zaubermagic verzaubern«, schlug
Lenny vor. »In ein nettes, freundliches Mädchen.«
Flo wollte gerade etwas erwidern, als auf der Treppe der Countdown zur
Morgeneinweisung ertönte. »Drei, zwei, eins«, zählte Herr Leopold und stell-
te zufrieden fest, dass diesmal keiner fehlte. Dann allerdings verhärtete sich
seine Miene. »Serena von Lippstein hat angerufen«, verkündete er. »Sie
kommt um vierzehn Uhr ins Hotel, um dringend mit mir über zwei meiner
Mitarbeiter zu reden.« Er legte seine Hände auf die Rückenlehnen von Anna
und Toms Stühlen und beugte sich nach unten. »Nummer eins«, fuhr er fort,
während er Tom ins Visier nahm, »und Nummer zwei.« Dabei heftete er
seinen Blick auf Anna.
»Herr Leopold«, sagte Tom. »Ich versichere Ihnen, wir & «
Doch der Hoteldirektor schnitt ihm das Wort ab. »Spar dir deine fadenschein-
igen Erklärungen für Mütterchen Lippstein«, verkündete er und zog seinen
Terminplaner aus der Tasche. »Wir sehen uns exakt um vierzehn Uhr fünf in
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meinem Büro. Ich hoffe, ihr habt eine gute Erklärung, sonst & « Statt den
Satz zu Ende zu sprechen, zog er eine Rote Karte aus der Brusttasche seines
Jacketts und verschwand nach oben.
»Tja«, meinte Jack, der seine Schadenfreude nicht einmal verbarg, »es sieht
wohl so aus, als ob keiner von euch beiden hierbleiben kann.« Bevor er den
Personalraum verließ, warf er Anna und Tom noch einen verächtlichen Blick
zu und sagte mit höhnischem Grinsen: »Bye-bye, Hotel 13!«
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STRAFE MUSS SEIN
»Da steckt garantiert Victoria von Lippstein dahinter«, rief Anna aufgeb-
racht, als sie mit Tom alleine im Personalraum war.
»Und Jack Leopold«, meinte Tom. »Warum auch immer.«
»Aus blanker Boshaftigkeit«, vermutete Anna. »Was machst du jetzt? Ich
meine wegen Zimmer 13?«
»Keine Ahnung«, antwortete Tom. »Jedenfalls muss ich jede Minute nutzen,
die mir bis vierzehn Uhr bleibt. Sonst habe ich womöglich keine Gelegenheit
mehr & «
Er wollte gar nicht daran denken, was er tun würde, falls Herr Leopold ihn an
die Luft setzte. Seit acht Jahren wartete Tom darauf, seine Mission zu erfül-
len. Und nun sollte er nach nicht einmal acht Tagen schon scheitern? Nein!
Es musste einen Ausweg geben. [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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