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Furcht.
»Lord ...« Pihuys zögerte, als fände er für das, was zu
sagen war, nicht die richtigen Worte.
Kilwar streckte eine Hand aus und legte sie clanväterlich
auf die Schulter des Kapitäns. »Ihr bringt offenbar nicht
nur unangenehme Neuigkeiten, sondern solche, die Euch
offenbar erschrecken. Sprecht, Pihuys. Zeigen die
Landmenschen die Zähne? Nein, das würde keinen, der in
der Schlacht der Enge befehligte, in eine solche Aufregung
versetzen.«
»Dieser Abschaum vom Land?« Pihuys schüttelte den
Kopf. »Jedenfalls nicht direkt, Lord. Vielleicht steckt ein
wenig ihrer Hexerei dahinter. Es ist so ...« Er holte tief
Luft, dann überschlugen sich seine Worte.
»Wir sahen uns an den Lochackriffen um, denn wir
hatten gehört, daß aus irgendeinem unerklärlichen Grund
Spallen so weit landeinwärts zu diesen Untiefen
geschwommen sind. Ein Nebel, wie er manchmal dem
neuen Tag vorhergeht, stieg dort aus dem Wasser empor,
und in diesem dichten Dunst fanden wir ein verlassenes
Schiff. Es war ein Landkauffahrer, und sein Laderaum war
versiegelt. Seinem Tiefgang nach führte das Schiff schwere
Fracht. Ich glaube, daß es von den Ostlanden zu den Riffen
getrieben worden war. Es war Bergungsgut, denn kein
lebendes Wesen befand sich an Bord. Aber
erstaunlicherweise fehlte keines der Rettungs- und
Beiboote. Da die Landmenschen aber im Wasser nicht
lange leben können, hätten sie sich doch zweifellos ihrer
bedient, wenn sie aus irgendeinem Grund das Schiff
verlassen mußten.
Im Speiseraum stand noch Essen auf dem Tisch, und die
Teller waren nur halb leer, als wären die Männer hastig
während der Mahlzeit aufgestanden. Aber nirgends fanden
wir Anzeichen, daß ein Kampf stattgefunden oder ein
plötzlicher Sturm eingesetzt hätte. Wir empfanden es
jedenfalls als einen Glückstreffer, denn das Schiff, das wir
zu bergen gedachten, war in bestem Zustand, und die
Ladung zweifellos nicht zu verachten. Also ließ ich vier
Mann an Bord zurück und nahm mit der Talquin das Schiff
in Schlepp.
Der Nebel löste sich nicht, und obwohl wir den
Kauffahrer an einem kurzen Tau hatten, konnten wir ihn
nicht sehen, als wir ihn hinter uns herzogen, nur das
Schleppseil. Ich hatte Riker, den ich als Offizier mit den
anderen drei an Bord zurückließ, befohlen, alle Glasen das
Muschelhorn zu blasen. Dreimal hörten wir es auch, doch
von da ab, Lord, erscholl es nicht mehr.
Wir brüllten hinüber zum anderen Schiff, das im Nebel
nicht zu sehen war, erhielten jedoch keine Antwort. Also
schwammen wir zurück und kletterten erneut an Bord.
Lord, meine Männer waren verschwunden, als hätten sie
sich nie auf dem Kauffahrer befunden! Aber gewiß wären
sie zur Talquin geschwommen, wenn sie von Bord hätten
springen müssen. Wir fanden nur das Muschelhorn auf dem
Deck, als wäre es der Hand seines Bläsers entglitten.«
»Und das Schiff?«
»Lord, zum zweitenmal traf ich eine schlechte
Entscheidung. Wund, einer von Rikers Brüdern, und
Vitkor, sein Schwertbruder, ersuchten mich, auf dem
fremden Schiff Wache halten und sich umzusehen zu
dürfen, um hinter das Geheimnis zu kommen. Und ich
gestattete es ihnen. Wieder verschlang der Nebel den
Kauffahrer, und wieder verstummte das Horn nach einiger
Zeit.« Pihuys spreizte hilflos die Hände. »Ich schwor, das
Schiff einzubringen, damit jene von LochNar es
untersuchen können. Aber als wir wieder zurück auf der
Talquin waren und der Nebel sich schloß, da sahen wir,
daß das Tau schlaff herabhing, und als wir es hochzogen,
stellten wir fest, daß es gekappt war!«
2.
»Ein Landmannsschiff!« murmelte Kilwar nachdenklich.
»Ich bin sicher, daß Ihr es jedesmal gründlich durchsucht
habt.«
Pihuys nickte. »Lord, jedes Fleckchen, wo ein Mensch
sich nur hinbegeben kann, durchsuchten wir. Und die
Ladeluke war versiegelt, das Signal ungebrochen.«
»Doch irgendwo, Kapitän, muß eine Lösung dieses
Geheimnisses zu finden sein.«
Die Stimme klang schrill und war von so
unangenehmem Klang, daß Tam-sin unwillkürlich über die
Schulter nach ihrem Besitzer Ausschau hielt. Ein weiterer
Mann war aus dem Burginnern auf den Kai gekommen.
Sein Gang war schleppend, er zog einen Fuß leicht nach.
Sein Gesicht wirkte mürrisch, hatte jedoch eine
unverkennbare Ähnlichkeit mit Kilwars. Tam-sin mit ihrer
Teilerinnerung dieser Zeit kannte ihn. Er war Rhuys,
Kilwars Bruder, den seine Verwundungen während der
Winterjagd vor zwei Jahren zum verbitterten Mann
gemacht hatten.
Eine weitere Erinnerung regte sich in Tam-sin. In der
Felsenburg war Rhuys ihr Feind, nicht offen, doch ihr so
übelgesinnt, daß jeder mit ein wenig Sensibilität es spüren
mußte (und schon gar eine Träumerin, die eine solche
Sensitivität kultivierte). Er beachtete sie im Augenblick
überhaupt nicht, sondern hinkte weiter, um neben Kilwar
vor dem Kapitän stehenzubleiben.
»Lord Rhuys«, Pihuys Stimme klang nun bedeutend
reservierter. »Ich kann nur sagen, was ich sah. Wir
durchsuchten das Schiff von Bug bis Heck. Die
Rettungsboote befanden sich in ihren Aufhängungen. Und
es war nichts Lebendes an Bord.«
»Nichts Lebendes?« echote Kilwar. »Ihr sagt das, als
wüßtet Ihr eine Erklärung, die nichts mit der Welt der
Lebenden zu tun hat.«
Der Kapitän zuckte die Schultern. »Lord, wir lebten in [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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Furcht.
»Lord ...« Pihuys zögerte, als fände er für das, was zu
sagen war, nicht die richtigen Worte.
Kilwar streckte eine Hand aus und legte sie clanväterlich
auf die Schulter des Kapitäns. »Ihr bringt offenbar nicht
nur unangenehme Neuigkeiten, sondern solche, die Euch
offenbar erschrecken. Sprecht, Pihuys. Zeigen die
Landmenschen die Zähne? Nein, das würde keinen, der in
der Schlacht der Enge befehligte, in eine solche Aufregung
versetzen.«
»Dieser Abschaum vom Land?« Pihuys schüttelte den
Kopf. »Jedenfalls nicht direkt, Lord. Vielleicht steckt ein
wenig ihrer Hexerei dahinter. Es ist so ...« Er holte tief
Luft, dann überschlugen sich seine Worte.
»Wir sahen uns an den Lochackriffen um, denn wir
hatten gehört, daß aus irgendeinem unerklärlichen Grund
Spallen so weit landeinwärts zu diesen Untiefen
geschwommen sind. Ein Nebel, wie er manchmal dem
neuen Tag vorhergeht, stieg dort aus dem Wasser empor,
und in diesem dichten Dunst fanden wir ein verlassenes
Schiff. Es war ein Landkauffahrer, und sein Laderaum war
versiegelt. Seinem Tiefgang nach führte das Schiff schwere
Fracht. Ich glaube, daß es von den Ostlanden zu den Riffen
getrieben worden war. Es war Bergungsgut, denn kein
lebendes Wesen befand sich an Bord. Aber
erstaunlicherweise fehlte keines der Rettungs- und
Beiboote. Da die Landmenschen aber im Wasser nicht
lange leben können, hätten sie sich doch zweifellos ihrer
bedient, wenn sie aus irgendeinem Grund das Schiff
verlassen mußten.
Im Speiseraum stand noch Essen auf dem Tisch, und die
Teller waren nur halb leer, als wären die Männer hastig
während der Mahlzeit aufgestanden. Aber nirgends fanden
wir Anzeichen, daß ein Kampf stattgefunden oder ein
plötzlicher Sturm eingesetzt hätte. Wir empfanden es
jedenfalls als einen Glückstreffer, denn das Schiff, das wir
zu bergen gedachten, war in bestem Zustand, und die
Ladung zweifellos nicht zu verachten. Also ließ ich vier
Mann an Bord zurück und nahm mit der Talquin das Schiff
in Schlepp.
Der Nebel löste sich nicht, und obwohl wir den
Kauffahrer an einem kurzen Tau hatten, konnten wir ihn
nicht sehen, als wir ihn hinter uns herzogen, nur das
Schleppseil. Ich hatte Riker, den ich als Offizier mit den
anderen drei an Bord zurückließ, befohlen, alle Glasen das
Muschelhorn zu blasen. Dreimal hörten wir es auch, doch
von da ab, Lord, erscholl es nicht mehr.
Wir brüllten hinüber zum anderen Schiff, das im Nebel
nicht zu sehen war, erhielten jedoch keine Antwort. Also
schwammen wir zurück und kletterten erneut an Bord.
Lord, meine Männer waren verschwunden, als hätten sie
sich nie auf dem Kauffahrer befunden! Aber gewiß wären
sie zur Talquin geschwommen, wenn sie von Bord hätten
springen müssen. Wir fanden nur das Muschelhorn auf dem
Deck, als wäre es der Hand seines Bläsers entglitten.«
»Und das Schiff?«
»Lord, zum zweitenmal traf ich eine schlechte
Entscheidung. Wund, einer von Rikers Brüdern, und
Vitkor, sein Schwertbruder, ersuchten mich, auf dem
fremden Schiff Wache halten und sich umzusehen zu
dürfen, um hinter das Geheimnis zu kommen. Und ich
gestattete es ihnen. Wieder verschlang der Nebel den
Kauffahrer, und wieder verstummte das Horn nach einiger
Zeit.« Pihuys spreizte hilflos die Hände. »Ich schwor, das
Schiff einzubringen, damit jene von LochNar es
untersuchen können. Aber als wir wieder zurück auf der
Talquin waren und der Nebel sich schloß, da sahen wir,
daß das Tau schlaff herabhing, und als wir es hochzogen,
stellten wir fest, daß es gekappt war!«
2.
»Ein Landmannsschiff!« murmelte Kilwar nachdenklich.
»Ich bin sicher, daß Ihr es jedesmal gründlich durchsucht
habt.«
Pihuys nickte. »Lord, jedes Fleckchen, wo ein Mensch
sich nur hinbegeben kann, durchsuchten wir. Und die
Ladeluke war versiegelt, das Signal ungebrochen.«
»Doch irgendwo, Kapitän, muß eine Lösung dieses
Geheimnisses zu finden sein.«
Die Stimme klang schrill und war von so
unangenehmem Klang, daß Tam-sin unwillkürlich über die
Schulter nach ihrem Besitzer Ausschau hielt. Ein weiterer
Mann war aus dem Burginnern auf den Kai gekommen.
Sein Gang war schleppend, er zog einen Fuß leicht nach.
Sein Gesicht wirkte mürrisch, hatte jedoch eine
unverkennbare Ähnlichkeit mit Kilwars. Tam-sin mit ihrer
Teilerinnerung dieser Zeit kannte ihn. Er war Rhuys,
Kilwars Bruder, den seine Verwundungen während der
Winterjagd vor zwei Jahren zum verbitterten Mann
gemacht hatten.
Eine weitere Erinnerung regte sich in Tam-sin. In der
Felsenburg war Rhuys ihr Feind, nicht offen, doch ihr so
übelgesinnt, daß jeder mit ein wenig Sensibilität es spüren
mußte (und schon gar eine Träumerin, die eine solche
Sensitivität kultivierte). Er beachtete sie im Augenblick
überhaupt nicht, sondern hinkte weiter, um neben Kilwar
vor dem Kapitän stehenzubleiben.
»Lord Rhuys«, Pihuys Stimme klang nun bedeutend
reservierter. »Ich kann nur sagen, was ich sah. Wir
durchsuchten das Schiff von Bug bis Heck. Die
Rettungsboote befanden sich in ihren Aufhängungen. Und
es war nichts Lebendes an Bord.«
»Nichts Lebendes?« echote Kilwar. »Ihr sagt das, als
wüßtet Ihr eine Erklärung, die nichts mit der Welt der
Lebenden zu tun hat.«
Der Kapitän zuckte die Schultern. »Lord, wir lebten in [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]