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schen uns gegeben.«
Gillian hegann vor Wut unkontrolliert zu zit-
tern. Also doch! Mallory hatte nur seinen Eigen-
nutz im Sinn, und daß er sie aufgenommen hatte,
107
verdankte sie nur der Tatsache, daß er sie im Au-
genblick gut gebrauchen konnte. Er mußte mehr
als nur eine Leiche im Keller haben, wenn er
glaubte, sie so unter Druck setzen zu müssen.
Aber welche Chance hatte sie schon? Es gab kaum
etwas, was sie Onkel Mallory hätte entgegenset-
zen können.
»Also gut«, sagte sie schließlich. »Ich nehme
den Job natürlich dankend an.« Aber ich werde die
Augen offen halten, dachte sie. Und ich werde se-
hen, daß ich so schnell wie möglich meine Kinder
packe und hier abhaue.
»Gut«, sagte Mallory. »Sehr gut. Ich sehe, daß
wir uns verstehen. Also, schlaf gut, morgen wird
ein anstrengender Tag.«
108
8
Die Weihnachtshektik hatte voll zugeschla-
gen. Schon am Vortag, als Nick den Spiel-
zeughimmel durch das nur einseitig
durchsichtige Fenster beobachtet hatte, war ihm
das dichte Gedränge in der Einkaufshalle aufge-
fallen. Aber heute war es noch schlimmer: Die
Menschen waren aufgedreht, als hätten sie ein an-
steckendes Fieber, das ihren Stoffwechsel be-
schleunigte und sie unruhig und nervös machte.
Die Weihnachtsmusik, ein unerträglicher Misch-
masch klassischer Titel wie Jingle Bells und Ave
Maria im Wechsel mit Liedern im Rap- oder Tech-
nostil, trug nicht gerade zu einer gelassenen Stim-
mung bei.
Mittlerweile hatte Nick auch begriffen, wo er
sich überhaupt befand. Das ganze Gebäude war
von oben bis unten mit Spielzeug vollgestopft; vor
einigen Jahren hatte eine Spielzeugkette namens
Spielzeughimmel dieses Kaufhaus übernommen
und in die Zentrale für San Diego umgewandelt.
Wie er gehört hatte, sollte sogar der Chef dieser
Kette hier residieren, und dieser Mann war es
auch, der für den Erfolg der Monster-Killer verant-
wortlich war. Nick konnte nicht gerade behaup-
ten, daß er diesem Mann gegenüber große Sympa-
thie empfand. Denn schließlich war er indirekt an
seinem eigenen Scheitern mit schuld.
Das Schicksal hätte nicht grausamer sein kön-
nen. Jetzt stand er inmitten des hektischen Weih-
nachtstrubels, gekleidet als Monster-Killer. Er
109
steckte in einem Kostüm, das abstoßender nicht
hätte sein können und das er doch nur allzugut
kannte, denn schließlich hatte er am Nordpol
Zehntausende dieser Figuren produzieren lassen.
Dazu gehörte eine Weste im Bullaugen-Design,
die durch Drähte und Kabel mit einem Batterie-
pack auf seinem Rücken verbunden war, und
eine Laserwaffe, die schwer und klobig in seiner
Hand lag. Das schlimmste war jedoch der Helm
mit dem zyklopenähnlichen Monokular, das au-
tomatisch auf- und zuklappte. Der Helm war ihm
eindeutig zu eng und drückte unangenehm, aber
Mrs. Jenkins hatte ihm heute morgen kurz und
knapp beschieden, daß kein größerer Helm da
war, und er sich mit diesem begnügen müßte.
Jetzt stand er also wie die Parodie eines Star-
Wars-Sturmtroopers inmitten der Kaufhalle, ge-
nau in ihrem Zentrum, und hinter ihm türmte sich
das Monster-Killer-Spielzeug mitsamt dem uner-
träglichen Zubehör auf. Die meisten Käufer beach-
teten ihn gar nicht weiter, sondern nahmen nur
schnell und zielsicher einen Karton mit einem
Monster-Killer aus dem Regal und vielleicht noch
ein Zubehör wie den digital ferngesteuerten Ket-
tenpanzer oder die Blutkonzentrate, mit deren
Hilfe sich Gewaltszenen noch realistischer darstel-
len ließen. Es waren eine ganze Menge Dinge da-
bei, die sogar Nick bislang noch nicht gekannt hat-
te - und er war immerhin ein Spielzeug-Fachmann
ganz besonderer Sorte.
Die drei Katzenfrauen hatten es sich nicht neh-
men lassen, ihn zu begleiten. Sie hatten sich ihm
gegenüber aufgebaut und konnten sich das La-
chen kaum verkneifen. Inmitten der Weihnachts-
dekoration fielen sie weitcr gar nicht auf; sie wirk-
110
ten einfach als Bestandteil der vorweihnachtlichen
Spielzeugausstellung.
»Wenn ihr lacht, knall' ich euch ab«, sagte Nick in
einer üblen Parodie eines Sternenkriegers. Er fühlte
sich gedemütigt und hätte alles darum gegeben,
wieder als Saint Nick am Nordpol seiner Arbeit
nachgehen zu dürfen. Aber wenn er dieses Ziel er-
reichen wollte, dann mußte er hier ausharren, denn
die Chance, inmitten des Spielzeughimmels ein ge-
eignetes Kind zu finden, war immerhin größer, als
wenn er ziellos durch die Stadt gestreift wäre.
Zwei Jungen zogen seine Aufmerksamkeit auf
sich. Sie hatten sich vor ihm aufgebaut und tu-
schelten leise miteinander, wobei sie ihm immer
wieder verstohlene Blicke zuwarfen. Vielleicht
war das seine Chance!
»Kann ich euch helfen?« fragte Nick freundlich.
»Der Monster-Killer kann sprechen!« rief der
eine Junge.
»Ist ja ein Ding, Sam«, sagte der andere. »Ich
dachte schon, er hätte hier Wurzeln geschlagen.«
Die beiden lachten schadenfroh. Dann holte
Sam aus, und ließ die Faust vorschnellen, als wolle
er Nick k. o. schlagen.
»Nicht», rief der andere. »Er hat doch seinen La-
ser! « Wieder lachten beide, aber Sam ließ immer-
hin die Faust sinken und begnügte sich damit,
noch einen Schritt näher an Nick heranzutreten.
»Hey, immer schön langsam«, sagte Nick.
»Komm schon, Tommy«, sagte Sam und drehte
sich zu dem anderen um. »Sehen wir mal, was der
Typ so alles drauf hat.« Er griff nach Nicks Laser
und riß ihn mit einem Ruck an sich. Nick ließ ihm
gewähren. Ihm lag sowieso nichts an Waffen, auch
dann nicht, wenn sie aus billigem Plastik gefertigt
111
waren. Waffen waren zum Töten da, und das war
etwas, was er in all den vielen hundert Jahren
nicht begriffen hatte: daß die Menschen eine sol-
che große Vorliebe für die Vorstellung hatten, ein-
ander zu töten.
»Das ist ja ein geiles Gerät«, meinte Sam. »Viel
besser als das, was die Armee so mit sich rum-
schleppt. «
»Woher weißt du das?« fragte Nick.
»Aus dem Fernsehen, du Trottel«, mischte sich
Tommy ein. »Und was im Fernsehen kommt, ist
die Wahrheit.«
»Also wenn ich mit dem Laser auf ihn schieße
und die Zielscheibe treffe, die er da trägt ...«, über-
legte Tommy.
»Sei vorsichtig«, bat Nick. So weit war es jetzt
also gekommen: Er spielte Zielscheibe für irgend-
welche Kids, die mit ihm Monster-Killer spielen
wollten.
»Dann bekommt er einen Elektroschock! « führ-
te Sam die Überlegung seines Freundes weiter.
»Es gibt auch noch andere Dinge im Leben«, be-
gann Nick vorsichtig. »Hat einer von euch schon
mal darüber nachgedacht, wie es wäre, einer von
Santas Elfen zu sein, Jungs?«
Tommy hob den Laser, zielte kurz und zog
dann den Abzug durch. Ein roter Strahl schoß her-
aus und traf Nicks Weste, Mit einem Ping regi-
strierte der Anzug den Treffer und ein unangeneh-
mer Stromstoß durchzuckte Nick.
»Autsch!« schimpfte er. »Das hat weh getan.«
»Ach, stell dich nicht so mädchenhaft an«, lach-
te Tommy. »Das ist doch nur ein Spielzeug. Es
kann gar nicht richtig weh tun. Sam, kurbel es mal
auf Maximum auf!«
112
Sam kurbelte an einer Frequenzbereich-Einstell-
skala an dem Batteriepack auf Nicks Rücken her-
um.
»Es ist vielleicht nur Spielzeug, aber es tut trotz-
dem weh«, schimpfte Nick..»Aber jetzt mal was [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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Gillian hegann vor Wut unkontrolliert zu zit-
tern. Also doch! Mallory hatte nur seinen Eigen-
nutz im Sinn, und daß er sie aufgenommen hatte,
107
verdankte sie nur der Tatsache, daß er sie im Au-
genblick gut gebrauchen konnte. Er mußte mehr
als nur eine Leiche im Keller haben, wenn er
glaubte, sie so unter Druck setzen zu müssen.
Aber welche Chance hatte sie schon? Es gab kaum
etwas, was sie Onkel Mallory hätte entgegenset-
zen können.
»Also gut«, sagte sie schließlich. »Ich nehme
den Job natürlich dankend an.« Aber ich werde die
Augen offen halten, dachte sie. Und ich werde se-
hen, daß ich so schnell wie möglich meine Kinder
packe und hier abhaue.
»Gut«, sagte Mallory. »Sehr gut. Ich sehe, daß
wir uns verstehen. Also, schlaf gut, morgen wird
ein anstrengender Tag.«
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Die Weihnachtshektik hatte voll zugeschla-
gen. Schon am Vortag, als Nick den Spiel-
zeughimmel durch das nur einseitig
durchsichtige Fenster beobachtet hatte, war ihm
das dichte Gedränge in der Einkaufshalle aufge-
fallen. Aber heute war es noch schlimmer: Die
Menschen waren aufgedreht, als hätten sie ein an-
steckendes Fieber, das ihren Stoffwechsel be-
schleunigte und sie unruhig und nervös machte.
Die Weihnachtsmusik, ein unerträglicher Misch-
masch klassischer Titel wie Jingle Bells und Ave
Maria im Wechsel mit Liedern im Rap- oder Tech-
nostil, trug nicht gerade zu einer gelassenen Stim-
mung bei.
Mittlerweile hatte Nick auch begriffen, wo er
sich überhaupt befand. Das ganze Gebäude war
von oben bis unten mit Spielzeug vollgestopft; vor
einigen Jahren hatte eine Spielzeugkette namens
Spielzeughimmel dieses Kaufhaus übernommen
und in die Zentrale für San Diego umgewandelt.
Wie er gehört hatte, sollte sogar der Chef dieser
Kette hier residieren, und dieser Mann war es
auch, der für den Erfolg der Monster-Killer verant-
wortlich war. Nick konnte nicht gerade behaup-
ten, daß er diesem Mann gegenüber große Sympa-
thie empfand. Denn schließlich war er indirekt an
seinem eigenen Scheitern mit schuld.
Das Schicksal hätte nicht grausamer sein kön-
nen. Jetzt stand er inmitten des hektischen Weih-
nachtstrubels, gekleidet als Monster-Killer. Er
109
steckte in einem Kostüm, das abstoßender nicht
hätte sein können und das er doch nur allzugut
kannte, denn schließlich hatte er am Nordpol
Zehntausende dieser Figuren produzieren lassen.
Dazu gehörte eine Weste im Bullaugen-Design,
die durch Drähte und Kabel mit einem Batterie-
pack auf seinem Rücken verbunden war, und
eine Laserwaffe, die schwer und klobig in seiner
Hand lag. Das schlimmste war jedoch der Helm
mit dem zyklopenähnlichen Monokular, das au-
tomatisch auf- und zuklappte. Der Helm war ihm
eindeutig zu eng und drückte unangenehm, aber
Mrs. Jenkins hatte ihm heute morgen kurz und
knapp beschieden, daß kein größerer Helm da
war, und er sich mit diesem begnügen müßte.
Jetzt stand er also wie die Parodie eines Star-
Wars-Sturmtroopers inmitten der Kaufhalle, ge-
nau in ihrem Zentrum, und hinter ihm türmte sich
das Monster-Killer-Spielzeug mitsamt dem uner-
träglichen Zubehör auf. Die meisten Käufer beach-
teten ihn gar nicht weiter, sondern nahmen nur
schnell und zielsicher einen Karton mit einem
Monster-Killer aus dem Regal und vielleicht noch
ein Zubehör wie den digital ferngesteuerten Ket-
tenpanzer oder die Blutkonzentrate, mit deren
Hilfe sich Gewaltszenen noch realistischer darstel-
len ließen. Es waren eine ganze Menge Dinge da-
bei, die sogar Nick bislang noch nicht gekannt hat-
te - und er war immerhin ein Spielzeug-Fachmann
ganz besonderer Sorte.
Die drei Katzenfrauen hatten es sich nicht neh-
men lassen, ihn zu begleiten. Sie hatten sich ihm
gegenüber aufgebaut und konnten sich das La-
chen kaum verkneifen. Inmitten der Weihnachts-
dekoration fielen sie weitcr gar nicht auf; sie wirk-
110
ten einfach als Bestandteil der vorweihnachtlichen
Spielzeugausstellung.
»Wenn ihr lacht, knall' ich euch ab«, sagte Nick in
einer üblen Parodie eines Sternenkriegers. Er fühlte
sich gedemütigt und hätte alles darum gegeben,
wieder als Saint Nick am Nordpol seiner Arbeit
nachgehen zu dürfen. Aber wenn er dieses Ziel er-
reichen wollte, dann mußte er hier ausharren, denn
die Chance, inmitten des Spielzeughimmels ein ge-
eignetes Kind zu finden, war immerhin größer, als
wenn er ziellos durch die Stadt gestreift wäre.
Zwei Jungen zogen seine Aufmerksamkeit auf
sich. Sie hatten sich vor ihm aufgebaut und tu-
schelten leise miteinander, wobei sie ihm immer
wieder verstohlene Blicke zuwarfen. Vielleicht
war das seine Chance!
»Kann ich euch helfen?« fragte Nick freundlich.
»Der Monster-Killer kann sprechen!« rief der
eine Junge.
»Ist ja ein Ding, Sam«, sagte der andere. »Ich
dachte schon, er hätte hier Wurzeln geschlagen.«
Die beiden lachten schadenfroh. Dann holte
Sam aus, und ließ die Faust vorschnellen, als wolle
er Nick k. o. schlagen.
»Nicht», rief der andere. »Er hat doch seinen La-
ser! « Wieder lachten beide, aber Sam ließ immer-
hin die Faust sinken und begnügte sich damit,
noch einen Schritt näher an Nick heranzutreten.
»Hey, immer schön langsam«, sagte Nick.
»Komm schon, Tommy«, sagte Sam und drehte
sich zu dem anderen um. »Sehen wir mal, was der
Typ so alles drauf hat.« Er griff nach Nicks Laser
und riß ihn mit einem Ruck an sich. Nick ließ ihm
gewähren. Ihm lag sowieso nichts an Waffen, auch
dann nicht, wenn sie aus billigem Plastik gefertigt
111
waren. Waffen waren zum Töten da, und das war
etwas, was er in all den vielen hundert Jahren
nicht begriffen hatte: daß die Menschen eine sol-
che große Vorliebe für die Vorstellung hatten, ein-
ander zu töten.
»Das ist ja ein geiles Gerät«, meinte Sam. »Viel
besser als das, was die Armee so mit sich rum-
schleppt. «
»Woher weißt du das?« fragte Nick.
»Aus dem Fernsehen, du Trottel«, mischte sich
Tommy ein. »Und was im Fernsehen kommt, ist
die Wahrheit.«
»Also wenn ich mit dem Laser auf ihn schieße
und die Zielscheibe treffe, die er da trägt ...«, über-
legte Tommy.
»Sei vorsichtig«, bat Nick. So weit war es jetzt
also gekommen: Er spielte Zielscheibe für irgend-
welche Kids, die mit ihm Monster-Killer spielen
wollten.
»Dann bekommt er einen Elektroschock! « führ-
te Sam die Überlegung seines Freundes weiter.
»Es gibt auch noch andere Dinge im Leben«, be-
gann Nick vorsichtig. »Hat einer von euch schon
mal darüber nachgedacht, wie es wäre, einer von
Santas Elfen zu sein, Jungs?«
Tommy hob den Laser, zielte kurz und zog
dann den Abzug durch. Ein roter Strahl schoß her-
aus und traf Nicks Weste, Mit einem Ping regi-
strierte der Anzug den Treffer und ein unangeneh-
mer Stromstoß durchzuckte Nick.
»Autsch!« schimpfte er. »Das hat weh getan.«
»Ach, stell dich nicht so mädchenhaft an«, lach-
te Tommy. »Das ist doch nur ein Spielzeug. Es
kann gar nicht richtig weh tun. Sam, kurbel es mal
auf Maximum auf!«
112
Sam kurbelte an einer Frequenzbereich-Einstell-
skala an dem Batteriepack auf Nicks Rücken her-
um.
»Es ist vielleicht nur Spielzeug, aber es tut trotz-
dem weh«, schimpfte Nick..»Aber jetzt mal was [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]